Die St. Martins-Kirche in Moratneustetten befindet sich im Ortskern. Sie wird als frühgotischer Bau beschrieben und soll Ende des 13. oder zu Beginn des 14. Jahrhunderts errichtet worden sein. Urkundlich konnte bisher kein genauer Entstehungszeitpunkt nachgewiesen werden.
Das Gotteshaus selbst ist ein Quadersteinbau mit einem östlich gelegenen Chorturm und anschließenden Saalbau. Dieser Saalbau zeichnet sich durch ein Halbwalmdach an der Westseite aus.
Im Jahr 1627 wurde in Moratneustetten um die St. Martins- Kirche ein Friedhof angelegt. Der Friedhof in Weihenzell reichte nicht mehr aus um die vielen Toten durch Krieg und Epidemie zu bestatten. Die Friedhofsmauer gilt als ehemalige Wehrmauer und ist mit Stützpfeilern versehen.
Der Chor hat einen rechteckigen Grundriss, worauf der Turm mit einem vierseitigen Pyramidendach sitzt. Der Chor öffnet sich gegen den Saal durch Spitzbogenarkaden mit Kämpfer. Im Saal selbst ist eine flache Holzdecke mit west- und nordwärts gerichteten Emporeneinsatz zu finden.
Direkt über den Spitzbodenfenstern an der Südseite ist ein Außenkranzgesims angebracht. Bei den Fenstern handelt es sich um schmale Spitzbogenfenster mit abgeschrägten Leibungen.
Die Inneneinrichtung der St.-Martins-Kirche wirkt einfach. Das Altarbild auf gotischer Altarmensa zeigt die Kreuzigungsszene mit Maria, Johannes und Maria Magdalena. Es stammt aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
Eine der Glocken wurde vermutlich von Hermann Kessler II oder einem Nachfolger des Nürnberger Glockengießers in der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts gefertigt. Die Glocke hat einen Durchmesser von 43 Zentimetern und eine Höhe von gut einem halben Meter. Die Haube der Glocke ist leicht angekehlt und schräg zur Schulter abfallend. Die Schulterinschrift zwischen dünnen Schnurstegen und mit Kügelchen besetzten Rautenkreuzen lautet.:
AVE MARIA GRACIA PLENA DOMINVS TECVM BENEDICTATV INMVLIERIBV
Als Worttrennung wurden Glöckchen und sechsblättrige Rosetten verwendet.
Die zweite Glocke musste 1942 abgeliefert werden und wurde vermutlich für Kriegszwecke verwendet. 1987 entschied man sich, wieder eine zweite Glocke anzuschaffen. Am 14.07.1987 wurde die neue zweite Glocke in der Glockengießerei in Bad Friedrichshall unter Teilnahme der Dorfgemeinschaft gegossen. Sie misst etwa in Höhe und Durchmesser 70 cm und wiegt rund vier Zentner.
Die Inschrift lautet: "SELIG SIND, DIE GOTTES WORT HÖREN UND BEWAHREN" Nach einer mehrtägigen Abkühlzeit und abschließendem Stimmen wurde sie am 02.09.1987 mit einem Flaschenzug auf den Turm der St.-Martins-Kirche gehievt und vier Tage später am 06.09.1987 in einer feierlichen Zeremonie geweiht.
Die Filialkirche St. Martin in Moratneustetten mit ihrer knapp 80-Seelen-Gemeinde gehört zu der Pfarrei Weihenzell. In den Jahren 1726, 1865 und 1976 wurden an der Kirche Renovierungsmaßnahmen durchgeführt. Aus Unterlagen zu den Stiftsbauten zu Moratneustetten geht hervor, dass die Kirche früher deutlich höher aufragte. Das Fachwerk und weite Teile der Inneneinrichtung waren soweit verfallen, dass eine Instandsetzung anscheinend nicht mehr möglich war. Zudem drohte der westliche Giebel herauszustürzen. Im Zuge dessen wurde das Schiff wahrscheinlich auf seine jetzige Höhe verkleinert.
Der Turm sollte laut Riss nicht verändert werden. Jedoch weicht die auf dem Riss zu erkennende Neigung des Daches deutlich von der heutigen ab. Das Pyramidendach ist steiler geworden. Die Veränderungen fanden während der Renovierung von
1865 statt.
1992/93 wurde eine große Renovierung und Sanierung unter Leitung von Friedrich Schuster (Bautechniker und damaliger Ortssprecher) vorgenommen. Die Dorfbewohner leisteten Tausende von unentgeltlichen Arbeitsstunden. Leider hatte sich Jahre vorher niemand außer der Dorfgemeinschaft um den Zustand der Kirche gekümmert.
Die Wände waren feucht und schimmlig, Putz und Farbe platzte von den Wänden. Wer die Bilder vor und nach der Renovierung betrachtet, wird feststellen, dass umfangreiche Renovierungsarbeiten notwendig waren.
Am 16.05.1993 wurde die St.-Martins-Kirche bei strahlendem Sonnenschein und zahlreichen Gästen wiedergeweiht. Noch heute erfreut sich die Dorfgemeinschaft sowie Besucher über den Glanz der kleinen Kirche in Moratneustetten.
1981
Neubau der Leichenhalle
1983 Elektrifizierung der Kirche
1984 Renovierung des Kriegerdenkmals
1987 Wasseranschluss an die gemeindliche Versorgung
Einrichtung eines elektrischen Läutewerks und einer
vollelektronischen Turmuhranlage
Anschaffung und Einbau der zweiten Glocke
2002 Zufahrt zum Friedhof (im Zuge der Dorferneuerung)
2006 Restaurierung der Friedhofsmauer
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